Peter Hofmann erzählt aus längst vergangenen Zeiten: Über dem Eingang prangen noch immer die großen Buchstaben: „Hofmann“. Den imposanten Gebäudekomplex in Wernfeld kennen viele nur von außen, doch hinter den alten Mauern verbergen sich wahre Schätze, rätselhafte Gegenstände und spannende Geschichten.
Inhalt
Die Kartenpresse – Wenn der Schafkopf zu wild wurde
Auf einem der Tische steht ein kleiner, eckiger Holzkasten mit Gewinde – unscheinbar, aber unverzichtbar für gesellige Abende. Hier wurde früher leidenschaftlich gekartelt, und beim Schafkopf ging es laut und rau zu, wie im Rest der Wirtschaft auch. Je später der Abend wurde, desto härter wurden die Karten auf den Tisch geschlagen, bis sie schließlich verbogen waren. Die Lösung war ebenso einfach wie genial: Man legte die Karten in die Presse und glättete sie wieder. So konnten die geselligen Runden am kommenden Abend weitergehen.
Der Küchenherd – Ein königliches Meisterwerk
Im Herzen der Küche steht ein besonderer Herd – „den gleichen soll es im Schloss Neuschwanstein geben“, erzählt Peter Hofmann. Nur seine Mutter beherrschte das komplexe Gerät: oben Holz, unten Kohle, von oben angezündet. Das Besondere war seine Wasserführung – heißes Wasser floss per Schwerkraft in den ersten Stock, der unterirdische Abzug nutzte die Wärme zum Geschirr vorwärmen.
Die Registrierkasse – Überdimensioniert und multifunktional
Die Registrierkasse dominiert den ehemaligen Schankraum; sie funktionierte wie eine Buchhaltungsmaschine. Mit Hebeln stellte man die Kategorien ein: Gaststube, Kohleverkauf, Fremdenzimmer. Das moderne Gerät war in mancher Hinsicht überdimensioniert – die Mutter kochte so gut, dass Gäste für Lob kostenlosen Nachschlag bekamen.
Die Eismaschine – Eine Wernfelder Sensation
So etwas besaß keine andere Gastwirtschaft weit und breit. Draußen an der Bowlingbahn kassierten die Kinder beim Aufstellen der Kegel ein paar Pfennige. War genug Geld zusammen, rannten sie in die Küche. Denn dort warteten ganze zwei Sorten Eis auf sie! Ein Aggregat im Keller sorgte für die Kühlung, ein großer Rührer für cremiges Eisvergnügen.
Moderne Lampen für moderne Zeiten
Die Lampen an der Decke wirken heute stilistisch fehl am Platz, doch sie erzählen ihre eigene Geschichte. In den 1950er Jahren installiert, galten sie damals als der letzte Schrei der Moderne. Die Wernfelderinnen und Wernfelder schauten ehrfürchtig nach oben und seufzten: „Ach, in Wernfeld ist das moderne Leben angekommen.“
Das Ende einer Ära
Als in den 70er Jahren das große Wirtshaussterben begann, musste auch Familie Hofmann kapitulieren. Die Straße nach Würzburg führte direkt vor der Tür vorbei, auf der anderen Seite fuhr die Bahn. Den Gästen, die zur Erholung gekommen waren, wurde es schlichtweg zu laut. Heute, in Zeiten der dringend nötigen Verkehrswende und des erneuten Wirtshaussterbens, klingen diese Worte besonders aktuell. Peter Hofmann bewahrt die Erinnerungen an eine Zeit, in der Gastlichkeit noch ganz anders gelebt wurde – mit Hingabe, Kreativität und einem Gespür für die kleinen Details, die den Unterschied machten.
